Die Kreativitätsmethode Scamper ist eine strukturierte Kreativitätstechnik und zielt insbesondere auf die Ideenfindung, aber auch Ideenanreicherung für die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen ab. Manchmal befindet man sich in Situationen, in denen schon Ideen zu einem Problem gefunden wurden, diese Ideen jedoch noch nicht vollends überzeugend sind. Oder aber es soll auf bereits bestehenden Produkten oder Dienstleistungen aufgebaut und diese neu interpretiert werden. Auch dann kann Scamper eine Hilfe sein.
Anders als freie Kreativitätsmethoden gibt SCAMPER einen Rahmen vor und leitet die Anwender:innen in ihrer Kreativität. Durch ihren Checklistencharakter ist die Methode deshalb insbesondere für Teams geeignet, die in ihrer täglichen Arbeit selten kreativ arbeiten. Scamper kann insbesondere auch zur Entwicklung von neuen aus bestehenden Produkten eingesetzt werden. Warum das so ist, sehen wir gleich.
Durch definierten Prozess Erfolgsbringer für Innovationsanfänger
Das Ziel der Methode ist es, anhand von definierten Problemstellungen, Ideen für neue Ansätze zu definieren, egal ob Produkt, Prozess oder Dienstleistung. Das Besondere daran ist der sehr definierte Prozess, weshalb sich die Methode auch für „Innovationsanfänger“ eignet. Scamper ist darüberhinaus optimal mit anderen Kreativitätsmethoden, wie etwa dem Brainstorming oder Brainwriting kombinierbar, indem für jede der Fragen eine eigene Brainstorming-Runde durchgeführt wird.
Im Zentrum der Scamper-Methode steht die Erarbeitung von Lösungsideen für ein vorher definiertes Problem. Da alle gefundenen Lösungen auf Basis dieser gestellten Herausforderung beruhen, ist die nachvollziehbare und klare Formulierung dieser Fragestellung essenziell. Hier eigenen sich auch vorher definierte Innovations-Challenges. Wie Sie richtig gute und motivierende Innovations-Challenges definieren, haben wir in einem weiteren Blogbeitrag beschrieben.
SCAMPER – diese Kernfragen führen zum kreativen Erfolg
Der Name beinhaltet alle wesentlichen Bestandteile von Scamper und setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der folgenden Fragen zusammen. Das folgende Bild zeigt auf, welche Buchstaben für welche Kategorie stehen und welche Fragen dabei helfen, kreativ zu werden.
Dabei ist folgendes zu beachten: Die Kategorien sind untereinander nicht immer zu hundert Prozent abgrenzbar. Adapt und Modify beispielsweise beschäftigen sich teilweise mit ähnlichen Fragen. Sparen Sie sich Zeit und Mühe und versuchen Sie nicht krampfhaft, die Buchstaben und Ideen voneinander zu trennen. Es müssen auch nicht zu allen Punkten der Checkliste Ideen gefunden werden, die Methode liefert auch selektiv angewandt sehr gute Ergebnisse. Es empfiehlt sich daher, sich nicht zu lange an einer Frage aufzuhalten, sondern die Elemente nacheinander durchzugehen und so viele verschiedene Antworten wie möglich zusammen. Nicht alle entwickelten Lösungen sind praktikabel, dienen aber als Anfangspunkt.
Die Fragen helfen besonders gut weiter, wenn auf einem bereits bestehenden Produkt/einer bestehenden DL aufgebaut und diese optimiert werden soll. Dennoch lässt sich diese Methode auch mit einer Problemstellung gut anwenden. Das dies möglich ist, zeigt folgendes Beispiel.
Beispiel für ein Tiefkühl-Produkt: Wie können wir durch ein Neuprodukt im Bereich Pizza unseren Umsatz steigern?
Welche Komponenten, Materialien, Personen etc. können wir ersetzen?
> Wir können frische Pizza anbieten, statt TK.
Welche Teile, Funktionen, andere Produkte oder DL können wir miteinander kombinieren?
> Wir können Pizza mit anderen Produkten kombinieren, von denen wir wissen, dass unsere Kunden sie mögen, beispielsweise dem Burger. Pizza + Burger = Pizzaburger
Wie könnte man Elemente aus anderen Bereichen übernehmen, anpassen und in die Idee aufnehmen?
> Wir können unseren veganen Kunden eine Pizza mit veganem Teig und Belag anbieten.
Können wir Eigenschaften wie Größe, Maßstab, Gestaltung modifizieren?
> Wir können die Größe der Pizza für unterschiedliche Zielgruppe variieren. Beispielsweise eine Pizza in Blechgröße als Familienpizza.
Welchen weiteren Verwendungszweck können wir finden?
> Wir können Pizza für den kleinen Hunger Zwischendurch und für unterwegs anbieten: beispielsweise kalte Mini-Calzone für unterwegs.
Auf welche Elemente, Komponenten, Funktionen können wir verzichten?
> Wir können Teile des Produktes weglassen, beispielsweise den Boden und nur den Belag verkaufen.
Wie können wir das Produkt/den Prozess andersherum denken, auf den Kopf stellen?
> Wir können das Produkt umdrehen: Nicht Boden mit Belag, sondern Belag gefüllt mit Boden, beispielsweise eine Salami gefüllt mit Teig.
Regeln und Tipps für die optimale Anwendung von SCAMPER
Zur Durchführung der Methode empfiehlt es sich, einen Workshop mit mehreren Personen durchzuführen.
Beim Beantworten der Fragen gelten die gleichen Regeln wie bei vielen anderen Kreativitätsmethoden. Achten Sie im ersten Moment darauf, die Vorschläge und Ideen nicht zu stark zu bewerten. Versuchen Sie sich und Ihr Team zu erinnern, frei zu denken und jedem Gedanken, sei er noch so verrückt, eine Chance zu geben. Meist entstehen genau aus diesen Ideen dann die besten Lösungen.
Halten Sie sich außerdem nicht zu lange mit einer einzelnen Frage auf, sondern gehen Sie zügig durch die Fragen durch. Versuchen Sie durch Time-Boxing im ersten Durchgang nicht mehr als 5 Minuten mit einem Frageblock zu beschäftigen. Sammeln Sie so viele Antworten wie möglich und sortieren Sie erst danach aus. Vergessen Sie nicht, dass es danach erst richtig los geht! Die Nachbereitung ist also unerlässlich. Auch viele Ideen bringen dir nicht, wenn du diese nicht weiterdenkst, ausarbeitest und umsetzt.
Ein Arbeitsblatt für die einfache Arbeit an und mit SCAMPER erhalten Sie kostenlos in unserer IdeaChamp Academy.